Sind Social Games wirklich sozial oder sind es Parasiten?

Alex St. John, President und CTO von hi5, feuert in einem Artikel für Industry Gamers eine Breitseite auf den aktuellen Hype rund um Facebook und Social Games ab. Die Spiele sind kaum "sozial", da die einzige Form der Interaktion mit Freunden darin besteht, möglichst viele von ihnen dazu zu bewegen, sich dem eigenen Spiel anzuschliessen, so seine Argumentation. Vornehmlich bestehen die Spiele nur daraus, möglichst viel Spam unter seinen Bekannten zu verteilen, daher wäre die passendere Bezeichnung "Parasitär" und nicht "Social".

Er führt weiter aus, dass Facebook die Möglichkeiten zum Spammen für diese Spiele einschränkt und sie dadurch mehr und mehr auf die traditionellen Methoden der kostenpflichtigen Werbung zurückgreifen müssen um Spieler zu bekommen.

Für die Zukunft bedeutet das Nachteile insbesondere für neue Entwickler, die weder bereits die finanziellen Mittel für Werbefeldzüge zur Verfügung haben, noch über einen Stamm von Spielern verfügen, bei denen sie Eigenwerbung machen könnten.

Die Überlegungen von Alex St. John sind nicht neu aber in ihrer Form deutlich ausgesprochen. Ich stimme ihm in vielen Punkten zu, denn ich halte den aktuellen Spam-Trend der "Social Games" ebenfalls für eine gefährliche Blase, die dann platzen wird, wenn der Spam durch die Anzahl der Spiele noch weiter wächst und die Spiele ihrem eigenen Ruf zum Opfer fallen. Der Unmut vieler Facebook User über die ständige Berieselung mit Farmville & Co Werbung durch Freunde wächst bereits stetig an, auch wenn sich der Spam durch den User abschalten lässt – wer möchte schon gerne seine Freunde dadurch verärgern, dass er sie ständig mit unerwünschtem Spam berieselt?

Wenn Beispielsweise Zynga über "Social First" spricht, drängt sich der Verdacht auf, dass damit weniger soziale Interaktion miteinander oder Spiel-Innovationen gemeint sind als vielmehr noch weitere Schneeball-Methoden um Freunde ins Spiel zu bringen aka. Spam. Zwar macht es tatsächlich einen großen Teil der Motivation für diese Spiele aus, sie mit Freunden zu teilen und sich natürlich auch als guter und hilfsbereiter Spieler zu präsentieren, das findet aber dort seine Grenzen, wo es anfängt die Freunde zu nerven.

Allerdings wird das nicht gleich morgen zu einem Einbruch bei Social Games führen. Facebook wächst auch weiterhin so schnell, dass selbst im schlimmsten Fall sehr viele neue potenzielle Spieler nachkommen, die den Platz von Aussteigern einnehmen.

Den großen Run auf Social Gaming von vielen Entwicklern sehe ich aber durchaus ebenfalls mit einiger Skepsis, denn es ist fraglich, ob das Angebot eines neuen Spiels alleine und weiterer Spam noch lange von den Spielern angenommen wird. Was fehlt ist die nächste Generation von Social Games, die diesen Begriff ernst nehmen und mit intelligentem Spieldesign eine echte Nachfolge der Gesellschaftsspiele antreten können. Die mehr Zeit darauf verwenden, die eigene Positionierung zu überdenken und ein schlüssiges Konzept zu haben anstatt Bestehendes nur zu kopieren und um noch mehr Spam zu ergänzen.

Facebook ist und bleibt aber eine faszinierende Plattform für Casual Games und es besteht kein Grund sie als solches schlecht zu reden. Die Frage ist, wann die Social Games wirklich sozial werden, mit gutem Game Design überzeugen können und Freunde wirklich aktiv ins gemeinsame Spiel einbeziehen. Das Gleichgewicht zwischen den Entwicklern, Facebook selbst und den Usern ist eine zarte Pflanze, die man nicht mit Schneeball-Systemen überstrapazieren sollte. Dann sehe ich aber keinen Grund dafür, warum Social Games auf Facebook nicht langfristig einen sehr soliden Erfolg haben sollten. Der Vorteil liegt ja gerade darin, bereits einen Freundeskreis zu haben und nicht auf einer autarken Gaming-Plattform im Internet erst nach Freunden suchen zu müssen. Letztendlich kann es für Spiele nur von Vorteil sein, dorthin zu gehen, wo die Spieler sind und nicht umgekehrt. Ich denke wir befinden uns hier gerade erst am Anfang dessen, was möglich ist.

4 thoughts on “Sind Social Games wirklich sozial oder sind es Parasiten?

  1. naja ich denke vorallem facebook kann ziemlich nerven… jetzt wird sogar schon in manchen
    free mmorpgs  werbung dafür gemacht… wahrscheinlich um die kosten zu decken oder so ka

  2. Mir geht dieses ständige Teilen dieser Spiele aufn Keks. Das ist echt so nervig, dass ich teils schon Leute von meiner Freundesliste genommen habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Solve : *
24 + 12 =